Sechs Finger hat die Hand – der Pseudodaumen der Pandas

Paw! Eine Bärentatze besteht aus fünf Krallen, also fünf Fingern. Wir erklären euch in diesem Text, warum der Große Panda sich darum nicht schert …

Der Pseudodaumen – die Tatze mit Mehrwert

Die Zahl Fünf taucht bei vielen Tieren sowie bei Primaten und den Menschen auf. Als Anzahl der Finger einer Hand, Pfote, Klaue oder Tatze. Mal verengt, nach hinten geknickt, in Hufe gestülpt usw. Aber eigentlich fast immer fünf Finger.

Das ist auch bei Bären so. Nur der Große Panda muss sich wieder eine Extrawurst braten. Denn er hat sechs Finger. Genau. Das klingt total bekloppt, aber so ist es. Experten sprechen von einem sogenannten Pseudodaumen. So verrückt dieser Finger ist, so bemerkenswert macht es einmal mehr den schwarz-weißen Pelzträger.

Panda - Dank Pseudodaumen frisst es sich leichter

Was hat es mit dem Pseudodaumen auf sich?

Pandabären besitzen auf dem ersten Blick eine ganz normale Tatze. Fünf Finger wachsen nach vorn aus dem Arm heraus und bilden die typischen Krallen. Irgendwann im Laufe der Evolution muss der Ailuropoda melanoleuca gemeint haben: „Okay, fünf ist cool. Aber was ist, wenn ich einfach sechs Finger hätte. Das wäre doch noch cooler?!“ Yeah! Gesagt, getan! Wirklich. Denn im Laufe der Entwicklung hat sich beim Großen Panda scheinbar ein sechster Finger entwickelt: der Pseudodaumen.

Warum heißt der Pseudodaumen Pseudodaumen?

Der Pseudodaumen wächst aus dem Handgelenk. Die fünf eigentlichen Finger wachsen wie bei anderen Lebewesen üblich nach vorne aus dem Handgelenk. Zusätzlich weisen die heutigen Tiere einen Daumen auf, also einen sechsten Finger. Dieser ist am Handwurzelknochen angedockt und scheint wie der menschliche Finger deutlich seitlich davon wegzuwachsen. Eine gute Darstellung der Anatomie findet sich hier.

Es handelt sich also um eine unnatürlich wirkende Verlängerung des Handwurzelknochens. Darum nennen die Experten das Gebilde auch Pseudodaumen. Denn es ist gar keiner, sondern eher als Knochenauswuchs zu bezeichnen.

Panda nutzt seinen Pseudodaumen

Was machen Pandas mit dem Daumen?

Die eigentliche Preisfrage ist: Warum zum Teufel ist dem Bären dieser Daumen gewachsen? Denn der war noch nicht immer da, wie Fossilienfunde zeigen.

Die Wissenschaft ist sich relativ einig: Die Evolution hat diesen Zusatzfinger wachsen lassen, damit der Große Panda besser fressen kann. Das klingt natürlich wieder typisch: Wer den ganzen Tag genussvoll futtert, muss natürlich auch gutes Besteck dabei haben. Genau das bietet der Pseudodaumen.

Anders gesagt: Wenn der pelzige Geselle sich seine Bambusportion zur Brust nimmt, ist er froh, wenn er sein Essen gut greifen kann. Das wäre ohne diesen Zusatzknochen nur schwer möglich.

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Die Daumensache: Wie kam es zum sechsten Finger?

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich der Daumen aus diesem Grund über die Jahrtausende entwickelt hat. Sie vermuten außerdem einen Zusammenhang mit der Umstellung der Ernährung der ursprünglichen Alles- und damit auch Fleischfresser.

Panda: Der Pseudodaumen hält das Futter fest

Im Laufe der Evolution müssen die Bären irgendwann der Meinung gewesen sein, dass eine Spezialisierung besser wäre als das Futterallerlei aus dem Schoß der Natur. Warum das geschehen ist, bleibt bis heute unklar. Vermutlich sind die Großen Pandas in Regionen verdrängt worden, wo sie keine andere Nahrung mehr fanden. Irgendwann aßen sie nur noch Bambus. Und das geht mit Greifarm halt besser als mit einer normalen Bärentatze. Die Wissenschaft liefert diese Erklärung derzeit aber noch eher nach – Achtung, Wortwitz – „Pi mal Daumen“. Denn eine echte, faktenbasierte Wahrheit gibt es bei der Erklärung bislang nicht.

Kleiner Einschub: Der Kleine Panda oder auch Rote Panda hat übrigens auch einen Pseudodaumen. Das ist lustig, da beide Bären trotz der Namensgleichheit nicht verwandt sind, aber sich nicht nur unabhängig voneinander so entwickelt haben. Sie sind außerdem auch noch zwei der ganz wenigen Arten, die überhaupt mehr als fünf Finger haben.

Wie auch immer: Der Große Panda hat es nicht nur geschafft, die Ernährung – warum auch immer – umzustellen. Er hat sich dabei so weiterentwickelt, dass er den Bambus auch besser futtern kann. Diese enorme Anpassungsfähigkeit zeigt einmal mehr die Einzigartigkeit der knuffigen Tiere.

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